Oktober 23 | Herbstarbeiten Teil II

Mut zur Unordnung

Im zweiten Teil des Berichtes über die Herbstarbeiten in den Gärten des Alpinums Schatzalp geht es um das Zurückschneiden der Pflanzen. Denn mit dieser Massnahme wird der Winter und vor allem die nächste grüne Saison gestaltet. Das Alpinum-Gartenteam berichtet:
Fortsetzung vom 6. Oktober
Ein ganz anderes Kapitel ist der Rückschnitt. Immer wieder stellen wir uns die Frage, was schneiden wir, und schneiden wir überhaupt. Ganz grundsätzlich sei einmal gesagt, dass wir nichts falsch machen, wenn im Herbst gar nicht geschnitten wird. Denn so bleiben für Insekten, Kleintiere, Spinnen und Vögel sowohl Versteckmöglichkeiten als auch das eine oder andere Futterhäppchen zurück. Dazu kommt, dass doch besonders die Kardengewächse oder die Hagebutten mit Schneehäubchen und Raureif im Winter ein wundervoller Anblick sind. Diesem sollten wir uns zumindest nicht ganz berauben. Mut zur Unordnung ist also ein Stichwort, an das wir uns gut halten können.

Falls wir aber schneiden möchten, dann gibt es ein paar Hinweise zu beachten. Erst einmal ist Rückschnitt immer eine Verletzung der Pflanze, sofern sie noch nicht vollends eingezogen, also in Ruhe gegangen ist. Daher werden Stauden, wenn überhaupt, dann komplett zurückgeschnitten. Vor allem sollten wir jene schneiden, von denen wir nicht wollen, dass sie sich aussäen und im nächsten Jahr das Beet mehr und mehr übernehmen. Das heisst aber gleichermassen, dass wir die stehen lassen, von denen wir uns Aussaat wünschen. Wir spielen also schon jetzt und auch hier mit der Gestaltung für das nächste Jahr.

Nicht zu viel und zu hart schneiden Denken wir aber an die Halbsträucher, wie Lavendel und Salbei, so ist ein kompletter Rückschnitt bisweilen fatal, denn die verholzten unteren Teile dieser Lebewesen erfrieren dann und schaffen es nicht, im kommenden Frühjahr wieder auszutreiben. Lassen wir also Gehölze am besten weitgehend in Ruhe und warten das kommende Jahr ab, um uns anzuschauen, wie die Pflanzen den Winter bewältigt haben. Anschliessend können wir neu formen. Um die kleinen und grossen Sträucher aber etwas vor Schneebruch zu schützen, empfiehlt sich, die Pflanzen mit Kokosband zwar kompakt aber ausreichend locker zusammenzubinden. Achten wir dabei aber darauf, nicht zu sehr an ihnen zu reissen, um Borke und Leitungsbahnen nicht zu beschädigen.

Jederzeit können Sie bei uns auf der Schatzalp bei einem Spaziergang beobachten, wie wir mit von der Kälte roten Wangen im Herbst agieren. Vielleicht erhaschen Sie schon Einblicke auf das nächste Jahr. Denn, wie Sie soeben gelesen haben, passiert in dieser Zeit viel. Wenn es dann draussen ganz vorbei oder dunkel, kalt und nass ist, können wir noch immer unsere Pflanzenlisten überarbeiten, neue Etiketten und Infotafeln schreiben sowie das Programm des nächsten Jahres vorbereiten.

Unser Thema für das botanische Wochenende steht nämlich bereits fest. Mit «medizinal und psychoaktiv» werden wir das kommende Jahr 2024 begehen. Sollten wir uns dieses Jahr also nicht mehr begegnen, da Sie in Ihrem eigenen Garten nun das nächste Jahr vorbereiten, wünschen wir Ihnen alles Gute und bedanken uns herzlich für eine tolle Saison, Ihre Besuche und Ihre Rücksichtnahme unseren fragilsten, aber wichtigsten Lebewesen gegenüber.

Saatstand von der rotfrüchtigen Fieberwurz (Triosteum himalayanum)

Die rotfruchtige Fieberwurz (Triosteum himalayanum) wird nicht zurückgeschnitten. Mit ihrem Fruchtschmuck erfreut sie das Auge auch durch den Winter.