Juli 24 | Selbst gemachte Blumenpracht

Selbst gemachte Blumenpracht

Wem ist der bunte Blühstreifen gleich neben dem Kirchner Museum noch nicht aufgefallen?
Im Bemühen um mehr Biodiversität wurde dort im Herbst 2022 ein sich selbst erhaltendes Blumenbeet gepflanzt.
Und es geht weiter.

Schon früh, als sich die restliche Vegetation gerade erst auf den Frühling einzustellen begann, machte das aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Verein Alpinum Schatzalp, «Green Up» und dem Kirchner Museum entstandene Beet mit den ersten Frühblühern auf sich aufmerksam. Jetzt, da der Rasen daneben in eintönigem Grün daherkommt, wetteifern roter Klatschmohn, weisse Margeriten, blauer Natternkopf und duftendes Mädesüss um Aufmerksamkeit. Jene des vielfältigen, surrenden und krabbelnden Insektenlebens zwischen den Stängeln ist ihnen bereits sicher. Die Reaktionen der Passanten verraten, dass es auch an menschlicher Freude nicht fehlt. «Als Nächstes werden die zarten pfirsichblättrigen Glockenblumen und die auch ‹Bienenfreund› genannten Rainfarn-Phazelien die Blüten öffnen», kommentiert Fabian Reppel das Geschehen. Der Obergärtner im Alpinum Schatzalp zeichnet verantwortlich für die blühende Vielfalt und gestaltete eben erst mit Freiwilligen des «Service Civil International», die jedes Jahr während zwei Wochen
auf der Schatzalp Hand anlegen, ein zweites Beet. «Die Verantwortlichen des Kirchner Museums hatten solche Freude am ersten aufgewerteten Streifen, dass sie uns darum baten, einen weiteres Beet anzulegen», erzählt Reppel. Diese Pflanzung liegt unmittelbar neben dem Museumseingang. Sie soll eine etwas andere Vegetation beherbergen und gleichzeitig
strukturierter sein als der Blühstreifen. «Wir zogen auch hier den Rasen ab, mischten die Erde mit Sand und etwas Kübelpflanzensubstrat, um sie magerer zu machen, und gaben oben drauf eine Kiesschicht, die für eine gute Wasserführung sorgt.» Hier wurde eine steppigere, trockenere Umgebung geschaffen, in der vor allem Pflanzen wie heimischer Oregano, Wittwenblumen, Blutstorchenschnabel und verschiedene Wolfsmilchgewächse gedeihen sollen. «Einige Gräser dazwischen sorgen für zusätzliche Struktur und Leichtigkeit.» Hier wie dort sollen die Beete grundsätzlich selbsterhaltend sein und mit einem Minimum an Pflege auskommen. Wilder Zuwachs ist dabei ausdrücklich erwünscht. Gegossen werden muss nach der Einwachsperiode ohnehin nicht mehr. Lediglich einige Tulpen- und Lauchzwiebeln werden im Herbst zusätzlich gesetzt. «Obwohl das erste Beet unter der Belastung durch die Bauten während des WEF sehr gelitten hatte, wendeten wir bisher keinen ganzen Tag für dessen Pflege auf», beschreibt Reppel den Ansatz.

Arkadenplatz

Dieses Wissen und Können ist anderenorts nicht unbemerkt geblieben, und der Verein Alpinum Schatzalp wurde von der Gemeinde angefragt. Dieses Mal ging es um die Gestaltung von vier Pflanzkübeln auf dem Arkadenplatz. Auf einem Substrat, wie es auch für Dachbegrünungen verwendet wird, wurden zwei von ihnen im Stil alpiner Matten mit Enzian, Edelweiss, Männertreu und anderen hochalpinen Pflanzenarten eher karg gestaltet. Die beiden anderen sollen im ersten Jahr mit vorwiegend einjährigen Sommerblumen wie Eisenkraut, Skabiosen und Prachtkerzen an vielgestaltige Wiesen er-
innern. Im zweiten Jahr soll sich dann die überdauernde Bepflanzung aus Phlox, Taglilie, Iris und anderen durchsetzen. Auch hier will Reppel mit einem Minimum an Pflege auskommen. «Im Herbst werden wir alles zurückschneiden und drüber schauen. Das ist alles.» So will der Verein die vorhandene, andere gärtnerische Kompetenz aufzeigen und vorführen, dass ein nachhaltiges Gärtnern auch in der Stadt möglich ist.

Pflanzgefäss Arkadenplatz

Beet am Kirchner Museum